Norwegen Ende August

Zwei Wochen wandern in Norwegen. Und so funktioniert’s: Man fahre zum Ausgangspunkt der Wanderung, suche den höchsten Berg in der Umgebung, und schon kennt man das Tagesziel.

 

 

Nachdem wir am Dienstag das Auto bis zum Anschlag mit Essen, Klamotten und Ausrüstung vollgestopft hatten und in der Nacht Richtung Dänemark gefahren waren, standen wir nun draußen auf der Fähre nach Kristiansand und sahen uns die vielen kleinen Inseln an der Küste Norwegens an. Gleich nur noch 150 km Auto fahren – dass uns das ganze drei Stunden kosten würde, ahnten wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Die Norweger definieren den Begriff Autobahn scheinbar etwas anders als wir. Im Moment hatten wir allerdings noch ganz andere Sorgen. „Was machen wir eigentlich, wenn uns der norwegische Zoll unser ganzes Essen wegnimmt?“ Mit diesem Gedanken versuchten wir, beim Durchfahren des Zolls möglichst unauffällig zu gucken und hatten auch Glück. Der Mann mit der Aufschrift „TOLL“ auf der Weste winkte uns durch. Das Aus- und wieder Einräumen des Autos hätte auch ewig gedauert.

Auf dem Weg zum Svarvarnuten.
Auf dem Weg zum Svarvarnuten.

 

Unser erster Stop war der Ort Valle in Setesdal, von wo aus unsere erste Wanderung auf den Svarvarnuten gehen sollte, einem 1377m hohen Berg in der Setesdalsheiane. (Ich habe keine Ahnung wie man diesen und alle folgenden norwegischen Wörter richtig ausspricht, aber zum Glück muss ich sie ja nur aufschreiben.)

Für die Übernachtung fuhren wir in Richtung eines kleinen Ortes mit dem passenden Namen „Berg“. In einer Serpentine fanden wir ein schönes Plätzchen an einem abzweigenden Schotterweg.

Svarvarnuten
Svarvarnuten

 

Am nächsten Morgen brauchten wir auch bloß die Straße weiter hoch fahren, wo sie zu einer Schotter- und gleichzeitig Mautstraße wurde. Während wir noch dumm guckten, latschten zwei Rentiere an unserem Auto vorbei.

 

Die Wanderung führte anfangs durch ein Moor, wo David zielsicher jedes Matschloch mitnahm, später über Wiesen und Steine mit vielen Seen und einer tollen Aussicht. Wetter: 1A.

Im Mjakeskor
Im Mjakeskor

Am nächsten Tag ging’s durch das Mjåkeskor. Nach den ersten Kilometern war meine vermutete Übersetzung „Kack Moor“, in Wirklichkeit heißt es aber „schmale Scharte“. Durch diese kraxelt man den Berg hoch, während es links davon über glatten Fels ziemlich weit runtergeht. Oben angekommen geht es über seichtere Hügel bis zu einem Fluss und von dort wieder zurück.

Abends suchten wir uns einen Schlafplatz in der Nähe, da wir am nächsten Tag eigentlich noch eine Tour von hier aus machen wollten. Da das Wetter am nächsten Morgen aber ziemlich mies war, sind wir einfach vor dem Regen weggefahren.

Kletterei zum Buardal Gletscher
Kletterei zum Buardal Gletscher

 

Also auf in die Hardangervidda. In Odda am Sørfjord gab es wieder Sonne satt und nach der wieder mal langen Fahrt machten wir am Nachmittag noch eine kurze Tour zum Buarbreen Gletscher. Da der Weg sehr steil mit teilweise glatten Felswänden verläuft, sind an vielen Stellen einfach Seile angebracht, an denen man sich hochziehen kann. Mal was anderes.

 

Am Sonntag wollten wir dann zu unserem persönlichen Highlight, der Trolltunga. 22 km und über 1000 Hm.

Die Treppe auf dem Weg zur Trolltunga
Die Treppe auf dem Weg zur Trolltunga

Da wir früh los wollten, suchten wir uns eine Wiese am Startpunkt, auf der schon andere Wanderer zelteten. Leider kam abends eine Frau rum und sackte 350 NOK für Zelt und Auto ein. Doofe Kuh…

 

Auf der Wanderung zur Trolltunga muss man zunächst 40 Minuten lang eine Treppe hochsteigen, die diesen Namen nicht verdient hat. Während des Aufstiegs verflucht man durchgehend dieses baufällige Holzgerüst, während man aufpassen muss, nicht durch eine durchgebrochene Holzplanke zu fallen.

 
Die Trolltunga
Die Trolltunga

 

Wenn man oben angekommen ist, braucht man ein Sauerstoffzelt, hat allerdings erst 400 Hm geschafft. :P

Der restliche Weg ist dann wieder schön und oben angekommen kann jeder mal auf den Felsen gehen und über die Kante gucken. – „Oh, da ist ein Lamm abgestürzt!!“

 

Da die Tour doch recht anstrengend war, wollten wir am nächsten Tag was Leichtes machen.

Nach einer Übernachtung aufm Campingplatz in Lofthus machten wir also am Montag von Kinsarvik eine Tour durch Husedalen an 4 Wasserfällen entlang. Dass man an jedem Fall hinauf musste, war in der Beschreibung der „leichten“ Tour verschwiegen worden. Hätte man sich aber eigentlich auch denken können...

 

Am Dienstag ging es dann zum Vøringsfossen, da der Prospekt eine tolle Aussicht versprach.

am Wasserfall Rjukande / Nosi
am Wasserfall Rjukande / Nosi

Nach dem steilen, kraxeligen Hinweg stellten wir fest, dass direkt am Aussichtspunkt ein Hotel war, zu dem ganze Busladungen von Touris gekarrt wurden…

 

Also wieder zurück nach Lofthus, wo noch eine Tour zur „Nosi“ ausstand, wo selbst der Umweg, den man geht, um nicht den steilen Weg zu gehen, 40% Steigung hat. Oben wars dafür sehr schön, auch wenn wir keine „Nase“ entdecken konnten. Abends wurde wieder der Campingplatz in Lofthus aufgesucht.

In der Nähe von Odda.
In der Nähe von Odda.

 

Nächster Tag. „Warum is’n das schon wieder so steil hier!?“ Eigentlich wollten wir von Odda aus nur ne kurze Tour zur Entspannung machen, aber das geht in Norwegen irgendwie nicht. Von dort aus ging’s dann wieder zurück nach Valle, wo wir wieder auf unserem „Berg“ pennten, um am Freitag nach einer kurzen Tour zum Gloppefoss mit dem Auto weiter zum Lysefjord zu fahren. Der in Valle gekaufte vermeintliche O-Saft erwies sich nach einem kräftigen Schluck aus der Flasche als Sirup. Würg!

Nach der Fahrt über eine Straße mit mehr Schafen als Autos fanden wir einen super Schlafplatz auf einer Wiese. Leider wimmelte es nach einer Stunde vor Schafen, mit denen David sich besonders angefreundet hat. („Verpiss dich mit deiner scheiß Glocke!!“) Das Klingeln konnte nur durch das nächtliche Unwetter noch übertönt werden, das selbst mit Ohrstöpseln noch bedenklich laut war. Aber wenigstens hatten wir am Abend ausnahmsweise mal die Heringe in den Boden bekommen.

Dick eingepackt gehts zum Kjeragbolten.
Dick eingepackt gehts zum Kjeragbolten.

Nach dieser Nacht wollten wir lieber nicht zum Kjeragbolten, deshalb fuhren wir die gefühlten 100 Serpentinen runter nach Lysebotn, von wo aus weitere Wanderrouten starten sollten. Da das Dorf allerdings komplett ausgestorben war, dachten wir „Bloß weg hier“ und schlossen uns den anderen Leuten zum Kjerag an. Bei 5°C und sturmartigen Böen, aber immerhin ohne Regen, ging’s los. Bevor man ankommt, muss man 3 Berge hoch und wieder runter rennen, wobei man sich nach so einem Regen mindestens einmal auf die Schnauze legt und fast vom Wind weggeweht wird. Auf den nassen Felsklotz zu klettern, haben wir uns allerdings gespart. Erst fliegen lernen.

Der Kjeragbolten
Der Kjeragbolten

Anschließend ging’s nach einigem Hin und Her mit dem Auto nach Evje, wo wir auf dem Campingplatz Hornnes für die letzten Tage unser Lager aufschlagen würden.

 

In den letzten Tagen machten wir noch einige Touren in der Umgebung, wobei wir einige Strecken joggten, weil sie sonst zu langweilig waren. :P Zweimal waren wir auf der Otra paddeln. Bei ca. 25°C nen super Ausgleich und Urlaubsabschluss.

 

Knackig braun und topfit ging es dann wieder nach Hause. Das Fazit: Über 9000 Höhenmeter und diverse Kilometer durch tolle Landschaft. Wird bestimmt nicht das letzte Mal in Norwegen gewesen sein.

 

Ramona